Die verkaufte Braut
Friedrich Smetana
B: Christoph Schubiger
K: Jessica Karge
C: Marita Erxleben
Volksoper Wien
P: 30.04.2005
Mit:
Kristiane Kaiser, Michael König, Bjarni Thor Kristinsson, Dietmar Kerschbaum, Jennifer O´Loughlin, Einar Gudmundsson, Donna Ellen, Markus Raab, Andrea Bönig, Heinz Zednik, Stefan Cerny und Circus Aros
Foto: © Volksoper Wien
Rezensionen
Süddeutsche Zeitung
13.05.2005
Als der Vorhang aufging und den Blick in eine abgefuckte Ost- Turnhalle freigab, grantelte jemand in der Reihe hinter uns: „Derfn`s denn das?“ Die gleiche Frage soll Ferdinand der I., seines kindlichen Gemüts wegen „der Gütige“ genannt und dennoch Kaiser von Österreich sowie König von Ungarn, im Jahre 1848 den Überbringern der Nachricht von den Märzrevolutionen entgegengehalten haben. Seitdem hat diese Frage in Wien Tradition- merkwürdigerweise weniger in der Politik als in der Kunst. Geradezu wütend und fast schon regelmäßig wurde sie an Dominique Mentha während dessen Direktionszeit an der Wiener Volksoper gestellt. Menthas Nachfolger an Wiens zweitem Opernhaus, Rudolf Berger, hatte erstmals vor einem Jahr bei Stefan Merheims provokanter Exegese von Puccinis „Madame Butterfly“ sich mit dieser Fragestellung, die ja immer ein klares „Nein“ von Seiten des Fragestellers suggeriert, damit zu tun. Und nun erneut, als Potsdams Intendant Uwe Eric Laufenberg als Regisseur sich vermeintlich an Friedrich Smetanas „Verkaufter Braut“ verging. Dürfen die denn Smetanas Oper so einfach aus Böhmens Hain und Flur entführen und in einen schäbigen Turn- und Gemeindesaal deponieren? „Derfn`s denn das?“- wo doch aus dem Graben schmissig und süffig und sentimental Smetanas schöne Musi` tönt? Auch wenn Marc Pillet und das Orchester der Volksoper manchmal allzu kräftig hinlangen?Trotz allem böhmischen Tschingdarassa und Tararabumdiäh und den Momenten Schwejkschen Humors ist dieses Stück im Kern ziemlich böse, wenn man bedenkt, wie darin mit Menschen umgesprungen wird.
Smetana an der Wiener Volksoper
Die verkaufte Braut
Ö1
8. April 2017
Am 30. April hat an der Wiener Volksoper Friedrich Smetanas Volksoper an eben dieser in Wien Premiere. Es ist die fünfte „Verkaufte Braut“ in der Geschichte des Hauses. Die Inszenierung besorgte Uwe Eric Laufenberg, es dirigiert Marc Piollet. Ö1 sendet die Premiere am 7. Mai.
Probenmitschnitt aus „Die verkaufte Braut“
Am 30. Mai 1866 wurde die „Verkaufte Braut“ von Friedrich Smetana in Prag eher erfolglos aufgeführt. 1893, neun Jahre nach Smetanas Tod, gelangte sein Meisterwerk in Wien zur Aufführung, erzielte einen spontanen Erfolg und eroberte schnell alle Opernbühnen der Welt.
Fünf Produktionen dieser mittlerweile populärsten tschechischen Volksoper hat es seit 1915 an der Wiener Volksoper gegeben. Jede von ihnen war eine großer Publikumserfolg. Sei es die Inszenierung, oder die Besetzung, die das Publikum zu begeistern vermochte, knapp 300 Vorstellungen seit dem Zweiten Weltkrieg, das ist die Bilanz dieses Erfolgsstücks.
In ihrer jüngsten Auflage in der Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg ist eine zeitgemäße, eine heutige „Braut“ zu sehen.
Spannende Biografien
Und so wird ein Turnsaal als Multifunktionshalle zum Schauplatz, statt eines malerischen Hauptplatzes. Da wehrt sich ein zeitgemäßes junges Mädchen dagegen verkuppelt, ja verkauft zu werden. „Die Verkaufte Braut“ sei eine im 21. jahrhundert nach wie vor aktuelle Oper, meint Uwe Eric Laufenberg. Er will mit den Traditionen des Werks spielen, ohne mit ihnen zu brechen.
Die Oper, so Laufenberg, stelle die Grundfrage, ob man ob man für Geld alles kaufen könne, und ob Liebe das bindende Mittel für das ganze Leben zweier Menschen ist. „Die entwurzelten Biografien, die wieder Bindungen suchen“ hätten in interessiert, sagt Laufenberg.
Berger baut auf Publikumslieblinge
Zu hören sind Kristiane Kaiser, dem Volksopernpublikum schon als Marie in „Zar und Zimemrmann, als Laura im „Bettelstudenten“ oder als Donna Anna in „Don Giovanni“ vertraut. Als Hans debütiert der deutsche Tenor Michael König. An ihrer Seite singen Dietmar Kerschbau, Bjarni Thor Kristensson und Heinz Zednik als Direktor einer Wandertruppe.