Der  ideale Mann

O. Wilde | E. Jelinek
Übersetzung von Karin Rausch

 

R: Bernarda Horres
B: Anja Jungheinrich
K: Jessica Karge
D: Franz Huber
Landestheater Linz

Sir Robert Chiltern,
Staatssekretär im Auswärtigen Amt:
Peter Pertusini

Lord Caversham:
Lutz Zeidler

Lord Goring, sein Sohn:
Christian Manuel Oliveira

Lady Chiltern:
Katharina Hofmann

Mabel Chiltern,
Sir Robert Chilterns Schwester:
Katharina Wawrik

Mrs. Cheveley:
Bettina Buchholz

Lady Markby:
Verena Koch

P: 13.02.2016

Foto: © Christian Brachwitz
Video: © Josef Fink

Die Wahrheit ist eine so komplexe Angelegenheit wie die Politik ein komplexes Geschäft ist

(Oscar Wilde/Elfriede Jelinek: Der ideale Mann)

Er ist der ideale Mann: erfolgreich, vermögend, glücklich verheiratet, gut aussehend – Sir Robert Chiltern. Die berufliche Karriere und das eheliche Glück geraten jedoch in Gefahr als auf einer Abendgesellschaft in seinem Haus Mrs. Cheveley erscheint, die jahrelang im Ausland gelebt hat. Mrs. Cheveley wünscht sich von Sir Chiltern die Unterstützung für die Argentinische Kanalgesellschaft, ein Bauprojekt in das sie bereits viel Geld investiert hat, das Chiltern aber sehr dubios erscheint. Sie fordert von ihm, dieses Bauprojekt im Parlament zu befürworten, sonst sähe sie sich gezwungen, das morsche Fundament, auf dem seine politische und private Karriere aufgebaut ist, zu veröffentlichen. Sie ist im Besitz eines Briefes, aus dem hervorgeht, dass Chiltern vor Jahren interne Informationen über den Bau des Suezkanals und dem damit zusammenhängenden Börsengang an Baron von Arnheim weitergegeben hat, Informationen, die beiden einen gehörigen  finanziellen Gewinn sicherten und zudem Chilterns politische Karriere beflügelte. Chiltern geht zunächst auf die Forderungen der Erpresserin ein, um die Veröfftentlichung dieses Briefes zu verhindern. Das Bild des integren Mannes im Privaten wie im Öfftentlichen bekommt Risse. Auf Druck seiner Frau wiederruft er schriftlich die gewünschte Unterstützung. Sein Freund Lord Goring, der um Sir Roberts Schwester Mabel wirbt und kurzfristig mit Mrs. Cheveley liiert war, kann seinerseits Robert mit einer anderen Erpressung helfen. Er weiß, dass Mrs. Cheveley die kostbare Diamantbrosche, die sie am Abend bei den Chilterns verloren hat, vor Jahren gestohlen hat. So zwingt er sie, den kompromittierenden Brief gegen das Schmuckstück einzutauschen. Mrs. Cheveley rächt sich, indem sie Lady Chiltern verleumdet, was aber abgewendet werden kann. Sir Robert hat nicht nachgegeben, hat das dubiose Bauprojekt im Parlament nicht unterstützt, was seiner Karriere einen weiteren Aufschwung garantierte: Er wird Minister. Seine Ehe ist gerettet, Lord Gorings Werbung um Mabel ist von Erfolg gekrönt. Das Stück um Korruption und kriminelle Machenschaften in Regierungskreisen ist wirklichkeitsnah – damals wie heute. Es spielt auf eine Affäre des britischen Premiers Benjamin Disraeli (1804 – 1881) an und zeigt die Verfechtung von Politik und Großfinanz, den Einfluss des Geldes auf die Politik. Diese Überlegungen zeichnen auch die Bearbeitung von Elfriede Jelinek aus (nach einer Übersetzung von Karin Rausch), besonders deutlich in der großen Auseinandersetzung zwischen Mrs. Cheveley und Sir Robert Chiltern, wobei hier aus der Argentinischen Kanalgesellschaft der Hyper-Alpenkanal wurde, mit einer Reihe von Verweisen und Anspielungen auf die Geschäfte der Hypo Alpe Adria. Darüber hinaus wird auch – abgeleitet von Wildes Biografie – die Frage nach den eigenen Identitäten, auch den sexuellen, gestellt.