Der zerbrochne Krug” H.v. Kleist Video Rezension
R/B: Jan Langenheim K: Jessica Karge
Pfalztheater Kaiserslautern P: 23.04.2016

„Zur Sache, ihr Herren“
Fabian R. Lovisa in der Rheinpfalz über „Der zerbrochne Krug“ am Pfalztheater Kaiserslautern

(…) Langenheims Inszenierung weist deutliche Stärken auf. Zunächst setzt der Gastregisseur (auch Bühne) Videotechnik und Leinwandprojektionen an den Bühnenrändern ein, um wie auf Rockkonzerten Ausschnitte heranzuzoomen und andere Perspektiven zu liefern. Er vertieft diesen Gegenwartsbezug, indem er den Gerichtsrat Walter als Supervisor hinter einem Regiepult in den ersten Zuschauerreihen in Szene setzt und damit eine zweite, aktuelle Ebene vor der Bühne einzieht – ein pfiffiger Regieeinfall. Adam, dessen Gerichtsschreiber und die Streithähne in Personen der Familien Rull und Tümpel agieren dahinter in einer kunstvoll ausgemalten, historischen Kulisse, die einen wahren Tiefensog entfaltet.

Auch die schauspielerischen Leistungen sind beachtlich. Natürlich lebt der „Krug“ zunächst von der Figur des Dorfrichters: Henning Kohne verleiht ihm mit gruselig zerschrammtem Gesicht und aufgeschlagenem Knie Gestalt zwischen Getriebenheit, Bauernschläue und Tölpelhaftigkeit. Jan Henning Kraus gibt den Gerichtsrat als sehr heutigen, dynamischen Machertyp. Aber auch die restlichen Figuren des Schwankes werden lebendig charakterisiert: So formt Stefan Kiefer einen sehr gewandten Gerichtsschreiber und Jungschauspielerin Nele Sommer eine von Zweifeln geplagte Eve, um nur zwei Beispiele zu nennen.

(…) Eine Inszenierung für Klassiker- und Kleistfreunde! (…)

25.04.2016