Process  


































© Markus Kaesler

R / B: Jan Langenheim K: Jessica Karge D: Christina Alexandridis

Mit:
Hanne Baehr, Rainer Furch, Stefan Kiefer und Daniel Mutlu als K.

„… Kafkas berühmter Roman „Der Prozess“ in der Inszenierung von Jan Langenheim … punktet … mit schönen Regieeinfällen und konsequenter schauspielerischer Darstellung. Regisseur Jan Langenheim, der die Bühnenfassung des Stoffs selbst verantwortet, … platziert … das Publikum in einem Kreis, in dem sich das Geschehen weitgehend abspielt. Sofort wird klar: Alle sind eingebunden, sind Teil des „Prozesses“, vielleicht sogar Betroffene. Und doch trennt ein leichter Gaze-Vorhang Akteure und Zuschauer – eine Antithese, die Distanz schafft und das Geschehen doch wieder in eine Mittelbarkeit rückt. Umso stärker fallen die „Ausbrüche“ aus diesem Geviert, der engen, albtraumartigen Welt des Josef K., aus. Etwa als der junge Prokurist einer Bank vor dem Hohen Gericht erscheinen muss, um sich für ein Vergehen zu verantworten, das er selbst nicht kennt und das auch nicht weiter thematisiert wird. Stellt Langenheim dabei die unbarmherzige bürokratische Maschinerie und die Ausweglosigkeit, das Verlorensein des Individuums heraus, so konterkariert er auch diesen Eindruck: etwa indem er K.s Wächter als herumalbernde Blues-Brothers-Kopie anlegt oder die Richter zu Techno-Geballer springen lässt. … Dabei „zünden“ ein Großteil der Regieeinfälle, von den Projektionen der Mächtigen dieser Welt auf dem Vorhang, die das Geschehen aktualisieren und internationalisieren, bis zu mancher schon kafkaesken Idee, die meist in enger Analogie zur Textvorlage entsteht. … Allen voran setzt Daniel Mutlu einen berührenden Josef K. in Szene. Mit jugendlichem Elan staunt er sich durch die absurde Umwelt, mit der er sich konfrontiert sieht. Ein weiterer Talentbeweis des 27-Jährigen …. Sämtliche Frauenfiguren übernimmt Hannelore Bähr, sie zeigt ihre enorme Vielseitigkeit von der mannstollen Frau des Gerichtsdieners bis zur Greisin am Fenster. Ihre komödiantische Ader können Rainer Furch und als Gast … Stefan Kiefer in den diversen weiteren Rollen des Stücks ausleben. Bei ihnen allen fällt der konsequente Umgang mit der Skurrilität der Szenen positiv auf. Mit ein Grund, sich diese zweistündige Aufführung (ohne Pause) eines modernen Klassikers anzuschauen.“

Kritik in der Rheinpfalz von Fabian R. Lovisa vom 30.9.2011